Schon die Zeit vergessen

Nun bin ich gerademal eine Woche unterwegs, und ich habe bereits die Zeit vergessen. Da die Akkuleistung bei Nebel und trübem Wetter, von den Solarplatten nicht so gut hochgehalten werden kann und weil ich einfach merkte, dass der ständige Blick auf die Geräte, die mir Uhrzeit, Geschwindigkeit, gefahrene Kilometer, etc. anzeigen, nicht gut tun, habe ich diese nur noch 1-2 pro Tag aktiv und war altmodisch, also mit Gefühl und Landkarte unterwegs. Gedanklich habe ich mich also irgendwie abgekoppelt und prompt schon vergessen, was das draussen in der realen Welt passiert. Dass ich so total überrascht am 1. Mai vor geschlossenen Geschäften stand und mir nicht mal ein Brot kaufen konnte, war ja irgendwie ganz gut zu verkraften. Ich habe allerdings am Mittwoch, auch den Geburtstag von meinem Ältesten, von Hansjörg vergessen. Das tut mir recht leid.  

Die Fahrt durch Tschechien war doch ziemlich holprig. Den Schnellstrassen und Autobahnen muss ich eben ausweichen, und manchen Umweg fahren. Und die Nebenstrassen sind schlecht, das kann man gar nicht anders ausdrücken. Manchmal wurde ich regelrecht durchgeschüttelt und ich befürchtete mehr als einmal, dass mir die das ganze Velomobil auseinanderbricht. Unterdessen sind meine Beine einigermassen ans Treten gewöhnt und ich kann das bisschen Schmerzen gut ignorieren. So dass mir die Steigung hinauf zur Grenze bei Boží Dar, die doch über 500 Höhenmeter betrug eigentlich leichter fiel, als das ständige Gehopse und Geholpere über die schwierige Piste. Ich hatte aber viel unheimlich freundliche Begegnungen, mit lieben Menschen in Tschechien.

 

Gestern (eben der 1. Mai) habe ich schon recht früh, wieder die Grenze zu Deutschland überquert und staunte schon ein bisschen, wie wenig Verkehr hier der Region um Chemnitz ist. Bis mir dann eben ein Licht aufging und ich realisiert, dass hier heute keiner arbeitet. Verpflegt habe ich mich also an einer Kebab-Bude und dort traf ich auf ein unheimlich liebenswürdiges Ehepaar, welches einen Radausflug machte. Mit Wasser haben sie mich versorgt, und mir biologisch angebaute Äpfel aus dem eigenen Proviant geschenkt. So freundlich! Hier an dieser Stelle nochmal ein herzliches Danke! Es freute mich auch, dass ich die beiden später nochmal traf und sie mir fast Spalier standen, als ich vorbeigebraust bin.

Ich geniesse nicht nur die Begegnungen, mit so lieben Menschen, sondern auch meine Ausblicke aus dem Velomobil. In den letzten Tagen, war alles dabei. Dichter Nebel am Morgen, Sonnenschein, Bewölkung, starker Wind als ich die Nacht auf dem pass verbrachte und auch mal ein paar Tropfen Regen. Und ganz sicher darf man die Gerüche nicht vergessen. Unbeschreiblich schön ist es, durch die Duftwolken der Rapsfelder zu fahren. Nicht nur dieses wunderschöne Gelb erfreut mein Auge, sondern auch meine anderen Sinne werden positiv angeregt.

Riesa habe ich nun hinter mir gelassen und ich steuere (wenn möglich der Elbe entlang) Berlin an. Mal sehen, wie weit ich heute komme.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0