Nördlicher Polarkreis

 

Nicht nur an der Schneehöhe, an den zugefroren Seen und daran, dass es nicht mehr Nacht wird, kann ich erkennen, dass ich immer mehr Richtung Norden gelange. Den Nordpolarkreis habe ich schliesslich längst überfahren. Bemerkbar macht sich nun auch, dass ich mich immer mehr von besiedeltem Gebiet entferne. Den Kontakt zu halten, ist recht schwierig im Moment. Einmal habe ich kaum Akku, und meistens keinen Netz-Empfang. Ich halte also viele Bilder noch zurück, weil das Hochladen auf die Dropbox, wo Mona zugreifen kann, eine halbe Ewigkeit dauert. Wenn ich mal wieder WiFi habe, dann werde ich diese nachliefern.

 

Gestern war ein sehr regnerischer Tag. Vor allem am Vormittag hat es heftig geschüttet, aber es war nicht wirklich ein Problem. So dass ich trotzdem gut vorankam. Am Nachmittag habe ich mir dann aber die Zeit genommen, ein bisschen zuzuschauen, wie hier Forstwirtschaft betrieben wird und wie die Bäume gefällt (geerntet, wie die Schweden sagen) werden. Solche technischen Dinge interessieren mich ja schon sehr. Die „Ernte“ geschieht mit modernster Technik und innerhalb weniger Sekunden ist der Baum gefällt, von Ästen befreit, sauber in Stücke geschnitten und liegt schön geordnet an der Seite.

 

Etwas später bin ich zwei deutschen Fernfahrern der Leonhard Weiss Unternehmung begegnet, die wohl Geleise für den Unterhalt der Zugstrecke Kiruna-Narvik, der Erzbahn, liefern. In einem recht interessanten Gespräch sind wir auch darauf gekommen, dass diese Firma auch für die Vintschgerbahn den Gleisbau gemacht hat und für den Unterhalt zuständig ist.

 

Für die Nacht, die nun nicht mal mehr eine Dämmerung aufweist, habe ich einen guten Schlafplatz gefunden.

Heute gab es dann zuerst keinen Regen mehr, aber der Anstieg in die höheren Lagen, war recht schwierig und hat viel Kraft gekostet. Nun säumen oft grosse Flächen, die noch mit Schnee bedeckt sind, die Strasse. Viele stille Gewässer sind teilweise oder noch ganz zugefroren.

 

Und nun komme ich auch in Gegenden, in welchen die Rentiere zahlreicher werden. Zweimal konnte ich kleine Gruppen von 3 und 4 Tieren beobachten. Aber auch wenn ich vorsichtig und langsam fahre, wahren sie einen grossen Sicherheitsabstand vor meinem Velomobil. Es scheint ihnen nicht ganz geheuer, dieses Gefährt. Wo hingegen das Rauschen eines Autos sie kaum interessiert.

 

Rar geworden sind die Ansiedlungen und sobald ich eine Ortschaft erreichte, bin ich in einen Laden gegangen um meinen Bananenvorrat aufzufüllen. Sehr freundlich hat man mich im Laden begrüsst und mir gar einen Kaffee offeriert. Und vor dem Geschäft, wurde ich von drei Herren empfangen, die mich über das "Wie", "Wohin" und "Warum" ausfragten. Mit meinem autodidaktisch aber fleissig erlernten Englischkenntnissen, gab ich so gut es ging Auskunft. Nur ein älterer Herr beteiligte sich nicht am Gespräch, schaute aber sehr interessiert. Später ist mir ebendieser Herr nachgefahren und hat mich ausserhalb des Dorfes abgepasst, um mir Orangensaft zu schenken. Wir konnten uns nicht mit einer gesprochenen Sprache verständigen, aber wir haben uns auch so „verstanden“. Eine grosse Freude war das für mich, dass mir so viel Wohlwollen entgegen gebracht wurde.

 

Später habe ich dann auch noch erfahren, dass ein schwedischer Radiosender heute in den Frühinformationen, über mein Vorhaben und Unterwegsein berichtete.

 

Da mein hinterer Reifen nun auch schon ganz abgefahren war, habe ich in Kiruna eine vermeintlich trockene Wetterphase genutzt, um diesen prophylaktisch auszutauschen. Dieser Hinterreifen ist halt nicht so lustig zu wechseln, und ich bin froh, wenn ich dies nicht auf offener Strecke bewerkstelligen muss. Es bedeutet nämlich: a) das ganze Gefährt ausladen, b) es auf den Kopf stellen und c) mehrerer Teile abmontieren, damit ich an die Nabe komme. Kaum war dies getan, kam natürlich dann doch wieder Regen. Und beim ersten Montage-Versuch, muss ich dem Ersatzschlauch eine „Verletzung“ zugefügt haben. Auf jeden Fall war er nicht dicht, so dass ich einen zweiten Schlauch hernehmen musste. (Den anderen werde ich, wenn ich einmal Musse habe, wieder flicken.) Ja, dieser hintere Radwechsel ist nicht ohne, und dauert recht lange.

 

Soweit ist aber alles wieder gut und ich bin ok. Ich freue mich, dass das Gästebuch nun in die Website eingebunden ist, und hoffe, dass ihr es rege nutzt, wenn ihr mir etwas mitteilen möchtet. Ich freue mich über jede Zeile.

 

Ich werde nun einen Schlafplatz suchen und mich für die anstrengenden Anstiege morgen, gut ausruhen. Gute Nacht.

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0