Wieder eine Reifengeschichte, hoffentlich die Letzte!

Was waren wohl Eure Gedanken, als meine Positionsmarke gestern plötzlich wieder in Alta stand? Manche werden auf einen Systemfehler getippt haben? Aber ich war gestern wirklich wieder in Alta,… aber der Reihe nach.

 

Vorgestern bin ich in Talvik schon zeitig losgefahren, und war schon gegen 10:00 in Alta und habe mich dort ein wenig umgesehen und eine Kaffeepause gemacht. Dann nach Alto schon bald der grosse 350-Höhenmeter-Anstieg auf die Finnmark Hochebene, mit doch gegen 8% Steigung. Dann geht es aber flach auf dem Plateau dahin. Eine sehr, sehr schöne und nur leicht hügelige Landschaft. Es ist alles noch mit Schnee bedeckt und die vielen kleinen Seen sind noch vereist. Und ich bin gut vorangekommen. Dann aber spürte ich tug-tug-tug,… dass das linke Vorderrad schon langsam eine Beule schlägt. Bald wird ein Wechsel fällig sein, und ich habe mir schon  ausgerechnet, wann und wo ich dann diesen nächsten Reifen wechseln kann. In Olderness soll es eine Tankstelle geben, wo ich das dann gemütlich tun kann. Und es ging sich dann auch alles gemütlich aus.

 

Gegen halb fünf bin ich dort angekommen. Packe einen neuen Mantel und einen frischen Schlauch aus, um gleich das komplette System zu montieren, so dass alles wieder frisch und ganz ist. Ruck-Zuck wollte ich das machen. Aber gedacht und getan, sind eben zwei unterschiedliche Dinge. Nun bringe ich über tausende Kilometer einen Schwalbe Kojak Reifen mit, was das Beste für das Velomobil sein soll und dann macht er mir solche Schwierigkeiten. Man kann es kaum glauben, aber der neue Mantel hatte einen Fabrikationsfehler. Eines der beiden äusseren Stahlseile, war wohl um zwei Millimeter länger, als das andere, und immer wenn ich die Luft hineinbrachte, schlüpfte er von der Felge wieder ab. Es funktionierte einfach nicht und der Reifen wollte nicht auf der Felge bleiben. Mit der Zeit sind einige Helfer und Helfershelfer dazu gekommen und jeder hat probiert, gute Ratschläge gegeben und mitgetan, weil es doch irgendwie klappen sollte. Aber auch mit vereinten Kräften, ging es einfach nicht. Gut, da kein MacGyver bei den Umstehenden dabei war, kommt wieder einmal ein Plan B zum Zug.

Hier gibt es eine regelmässige Busverbindung nach Alta, und ich habe mir schon alles rausgesucht, dass ich am nächsten Morgen um 09:00h, den Bus nach Alta nehmen werde, um mir einen neuen Mantel zu besorgen. Schon um 08:00h hat sich dann aber ein Anwohner angeboten, mich nach Alta zu bringen, und mir bei der Reifensuche zu helfen.  Er hat mir dann auch auf der Fahrt, viel von der Region erzählt. Als leidenschaftlicher Angler, zum Beispiel über die Lachse, wann und wo sie kommen. Er hat mir gar seine besten Angler-Plätze verraten. Über die grossen, tausende Tiere zählenden, Rentierherden und deren Wanderungen. Von Bären, die sich keine Mühe mit dem Lachsfang machen, und eher auf  Rentiere „spezialisiert“ sind. Auch am Flughafen von Alta sind wir vorbei gefahren, und haben den Hubschraubern bei Start und Landung zugesehen. Und vieles mehr wurde besprochen.    

...ziemlich knapp!
...ziemlich knapp!

Aber bald schon waren wir in Alta, und die Konzentration legte sich auf den Reifen, den ich brauchte. In jenem Geschäft, bei welchem ich auch den Schlauch bekommen hatte, liess sich nach langem Suchen, ein Mantel in der verlangten Grösse finden. Allerdings mit einem wuchtigeren Profil. Alle anderen Geschäfte die ich abklapperte, hatten gar keinen Reifen in „meiner“ Grösse vorrätig. Ein bisschen Bedenken hatte ich schon, ob der passt, da die Kotflügel doch sehr knapp an den Reifen kommen.

Zurück beim Velomobil, ging dann die Montage ganz fix. Er ist allerdings schon sehr knapp und in den Kurven kratzt der Reifen ein bisschen am Rumpf. Ich habe also mit einem rauen Stein, den Kotflügel ein wenig abgeraspelt. Das Velomobil ist nun aber wieder fahrtüchtig. Ich rechne damit, dass der Reifen nun wieder für 400km hält. Hoffentlich! Denn nun habe ich keine Reserve mehr. Ich hoffe, aber dass ich wenn ich dann wieder südlicher bin, ich auch wieder die Gelegenheit habe, einen neuen Ersatzreifen zu kaufen.

 

Lange Rede, kurzer Sinn. Dies war der Grund, warum die Positionsmarke, plötzlich wieder in Alta stand. Ein bisschen zum Scherz für Euch, habe ich dort schnell ein Signal losgeschickt.

 

Entschädigt für all den Ärger wurde ich dann aber bei der Fahrt am Nachmittag/Abend. Im Gegensatz zu den bizarren und schroffen Felsen auf den Lofoten, sind hier die Felsen auf eine andere Art beeindruckend. Für mich fast schöner. Zudem habe ich viele Rentiere gesehen, teilweise auch mit Jungen, die sich beim Säugen nicht stören liessen. Ein sehr, sehr schönes Fahren war das, mit wunderbaren Ausblicken. Am liebsten, wäre ich einfach weiter gefahren, weil es mir so gefallen hat, das Schauen. Aber ich will die letzten 68km bis zum Ziel, morgen gemütlich und ausgeruht angehen.

 

Gestern Abend, als ich mich so in meiner Kapsel eingekuschelt habe, tobte ein heftiger Wind ums Velomobil, und ich war wieder einmal froh, dass ich kein Zelt aufstellen musste und ich in meinem Kokon gut geschützt bin. Durch das Plexiglas wärmte sogar die nächtliche Sonne noch ein bisschen.

... es ist nicht mehr weit
... es ist nicht mehr weit

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