Es zieht mich Heim

28.06. - 04.07.14 Holland, Belgien Luxemburg, Frankreich, Deutschland, Schweiz, Österreich --> Italien!

In Holland welches als Mekka der Radfahrer gilt, konnte ich nun persönlich erleben, wie das Wohl der Radfahrer hochgehalten wird und man fühlte sich dort in Rad-Belangen sehr ernst genommen. Diese guten Radwege, die perfekten Beschriftungen, das angenehme Fahren habe ich sehr genossen. Es wurde dann eben auch wieder anders, sobald ich die Niederlanden verliess. Ich musste mir meine Wege regelrecht suchen, meine Route viele Male ändern, um die grösseren Städte, die erfahrungsgemäss schwierig zu bewältigen sind, zu umfahren und doch wieder in die richtige Richtung zu gelangen. Auch vermehrt gibt es nun Schilder, wo Radfahren verboten ist, und die mich zu Umwegen zwingen. Wie erinnere ich mich dann doch gerne an den hohen Norden, wo ich manchmal tagelang auf der gleichen, weil einzigen Strasse, unterwegs war und nicht bei jeder Abzweigung einen Gedanken daran verschwenden musste, wo es nun lang geht. Dafür hatte ich dort mit anderen Widrigkeiten zu kämpfen ;-)

Da es mich nun regelrecht nach Hause zog, bin ich zügig voran gefahren, und habe pro Tage viele Kilometer gefressen, auch wenn es öfters regnerisch war und die Sicht durch die Plexikuppel schlecht war. Und natürlich blieb ich nicht vor weiteren technischen Aufmüpfigkeiten des Velomobils verschont. So eben am Samstag am Abend, es goss in Strömen,.. Ich wollte gerade bei einer unbesetzten Tankstelle unters Dach fahren, um dort eine Pause einzulegen, oder gar das Nachtlager aufzuschlagen, und es wären gerade Mal noch 2-3 Pedaldrehungen gewesen, um ins Trockene zu kommen, da höre ich es Knacken und Krachen unter meiner Sitzschale. Aha, das Zahnrad der Umlaufwelle. Habe ich mir doch gedacht, dass diese diese vielen Kilometer nicht unbeschadet übersteht und wohlweislich den ganzen Weg einen Ersatz mit dabei gehabt. Hat es sich also doch gelohnt, diese Reserve den ganzen weiten Weg mit dabei zu haben. Auch die Stelle, an der dieses Teil kaputt ging, war für einmal perfekt. In kurzer Zeit gelang es mir, das Teil im Trockenen auszutauschen, und mein Gefährt wieder flott zu machen.

Am Sonntag geht es dann weiter, immer noch bei Regen. ieder ein Geräusch, bei jeder Radumdrehung, das schon bekannte bum - bum - bum,... Die Leinwand des Reifenmantels wieder mal durchgescheuert, so dass sich eine Beule bildet, die kontinuierlich ein akustisches Signal an mich sendet,... "ich sollte bald ersetzt werden"... Ich gebe nun mal Belgien die Schuld an dieser extremen Abnutzung, dort waren die Strassen nämlich nicht so toll. Und so fahre ich bum - bum - bum durch Luxemburg. Immer mit diesem unguten Gefühl,... denn es nagt an einem, wenn man weiss, dass es jeden Moment passieren kann. Und es ist Sonntag, Ersatzmantel habe ich keinen mehr im Moment. Als mir das bum - bum - bum zu heftig wird, stabilisiere ich die Beule mit Duct-Tape, diesem super starken Klebeband. Ich will einfach nicht stehen bleiben, vorwärts kommen, den Sonntag hinter mich bringen,.. bum - bum - bum. Und es gelingt. Ich hoffe am Montag dann bald in eine grössere Stadt zu kommen, wo ich mir Ersatzreifen besorgen kann. Nicht gewusst habe ich, dass montags in Frankreich Fahrradgeschäfte grundsätzlich geschlossen haben,... aber es gelingt mir dann doch irgendwo bei Strassbourg, bevor das Desaster zuschlägt, zwei neue Reifen zu kaufen und dieses elende Geräusch und damit auch meine innere Anspannung wegzukriegen.

Hier finde ich nun auch eine tolle Strasse, dem Rhein entlang, wo ich recht gut ziehen kann. Kaum Dörfer, wenig Verkehr,... eine richtige Kilometerfresser-Strasse. Dafür werde ich dann in Basel wieder ausgebremst. Hin und her, rechts, dann wieder links vom Rhein, geht mein Weg lang. Zusätzlich heftiger regen, der mir die Sicht nimmt. Dafür sind dann in der Schweiz die Radwege wieder besser, und auch besser markiert. Damit es mir aber nicht zu gut geht, sind sie immer wieder geschottert,... was mir und dem Velomobil bekanntlich ja auch nicht so zusagt.

Mein innerer Druck, bald nach Hause zu kommen, macht mich dann aber auch irgendwo vor Lustenau am Bodensee etwas übermütig. Ich fahre etwas zu rasant über einen Bordstein, um auf einen Radweg zu gelangen. Prompt hole ich mir da einen weiteren Platten ein. Naja, vorne ist das kein Problem. Auch wenn ich zwei Anläufe brauche, da die scharfe Kante wohl zwei Löcher geschlagen hat, habe ich den Reifenwechsel in weniger als 5 Minuten hinter mir.

Ja, und dann bin ich schon in Österreich. Ziemlich anstrengend wird es hier in den Alpen nochmal. Meine Gedanken kreisen. Sehr unwirklich kommt mir alles vor, was ich so in den letzten 2 Monaten erlebt habe, während ich Pedalumdrehung um Pedalumdrehung, den Brenner hinauf fahre.

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